Der junge Mann, mit dem ich in der Kneipe, die damals oft den Abschluss meiner nächtlichen Streifzüge bildete, ins Gespräch kam, hatte die meisten Jahre seines Lebens nicht in Deutschland verbracht. So viel konnte ich seinem Sprachgebrauch entnehmen. Fast hätte ich dem Reflex nachgegeben und ihn gefragt, wo er denn herkomme. Aber bevor ich die Frage aussprechen konnte, vernahm ich schon ihren schalen Klang und wandelte sie im letzten Augenblick zu einer frischen, mich tatsächlich interessierenden Frage um: „Wie sieht der Wald in deinem Dorf aus?“ Und wir erzählten von unseren Dörfern und unseren Wäldern und unseren Menschen, und mit dem einzigen Unterschied, dass sein Wald mit Pinien bewachsen war und meiner mit Eichen und Birken, fühlten wir uns wie Nachbarn in einer gemeinsamen Geschichte.
Ralf Lorenzen