Ein Gespräch mit Didier Eribon

27. Februar 2018  
Woche der Vielfalt 2018  

Auch in der middenmang-Redaktion haben wir in den letzten Wochen über Didier Eribons Buch “Rückkehr nach Reims” gesprochen. Eribons Selbsterforschung – aber auch theoriegeschichtliche Reflexion  – einer Biografie zwischen Arbeiterklasse und intellektuellem Bürgertum fand Wiederhall in unseren eigenen Erfahrungen – eine konkrete Auseinandersetzung, die sich in middenmang-Texten niederschlägt, steht noch aus.  Als Lektüre-Ergänzung, aber auch Einstieg in Eribons Gedankenwelt, eignet sich dieses aktuelle Interview im Schweizer Online-Magazin “Republik”.

Aus dem Interview:

“Es ist eine Tatsache, dass die Probleme der Unterschicht in den Hintergrund gedrängt wurden. Sie sind nicht aus der Realität, aber bis zu einem gewissen Grad aus dem Diskurs verschwunden, besonders aus dem Diskurs der Linken. Aber daran ist weder der Feminismus noch die Homosexuellen-Bewegung schuld. Der Grund dafür ist die Annäherung zwischen den sozialdemokratischen Parteien und der neokonservativen Rechten. Es wäre doch absurd zu behaupten, das Problem der SPD oder des französischen Parti Socialiste sei der Feminismus. Das Problem ist der Neoliberalismus der heutigen Linken, die Tatsache, dass die Linke nicht mehr links ist.”

Aus dem Vorspann:

“Rückkehr nach Reims» wurde 2016 in Deutschland zu einem riesigen Erfolg, weil das Buch, das halb aus einer autobiografischen Erzählung von Eribons Kindheit in einer Arbeiterfamilie und halb aus einer soziologischen Selbstanalyse besteht, einige Erklärungsansätze liefert für den plötzlichen Triumph des Rechtspopulismus. Doch lange bevor «Rückkehr nach Reims» in Deutschland die Bestsellerlisten stürmte (in Frankreich erschien das Buch schon im Jahr 2009), war Eribon in Paris eine wichtige Stimme. Er ist nicht nur der wichtigste Biograf von Michel Foucault, sondern war auch während zwanzig Jahren ein enger Freund und politischer Kampfgefährte des Soziologen Pierre Bourdieu. Eribon ist einer der Vordenker der französischen Homosexuellen-Bewegung und hat sich schon sehr früh mit philosophischen Essays gegen die neokonservative Wende gestellt.

Ein Gespräch in zwei Teilen über die politische Weltlage, die Wurzeln des Trump-Phänomens – und weshalb Feministinnen nicht die Feinde der Arbeiterklasse sind.”

https://www.republik.ch/2018/02/19/interview-eribon-teil1