„Quo vadis?“ – Die Pfade der Kindheit

19. August 2018  
Literatur  

Von Francoise Grimal. „Wo geht’s du hin?“ Ist das nicht eine viel schönere Frage, als dieses oft gehörte „Wo kommst du her?“. Middenmang-Redakteurin Francoise Grimal hat sie sich bei einem Besuch in dem Dorf gestellt, in dem sie Teile ihrer Kindheit und Jugend verbracht hat. Und als Antwort einen Text für den Bürgermeister geschrieben, um die Bemühungen zu würdigen, das Dorf zu beleben.

“Quo vadis?“ „Wo gehst du hin?“ Das habe es mich nicht gefragt, als ich Anfang der 70er Jahre für Berlin Frankreich verlassen habe. Ich wollte weg. Paradoxerweise habe ich in Berlin, einer Stadt, die damals eingeschlossen war, die Lebensfreiheit gefunden, die ich suchte. Berlin, Hamburg, ich bin geblieben und und ich habe ein zweites Land gefunden, Deutschland, wo ich seit fast 45 Jahre lebe. Ich habe nie das, was man „Heimweh“ nennt, gehabt, aber ich bin jedes Jahr zurückgekommen nach Frankreich, nach Chenereilles, wo meine Eltern 68 ein Haus haben bauen lassen.

Das Leben in Chenereilles hat für mich aber früher angefangen, als ich vier Jahre alt war, in der Schule des Dorfes, wo die Schwester meines Vaters und ihr Mann Grundschullehrer waren und wo wir im Sommer mit der ganzen Familie, Onkeln, Tanten, Cousins einen Teil des Urlaubs verbrachten. Meine Cousins haben mich sehr früh auf den Wegen um Chenereilles mitgeschleppt und ich habe mit den Kindern des Dorfes gespielt. Später hat sich der Kreis erweitert, wir sind immer sehr viel gewandert, es waren dann die Wege nach Marols, nach la Citre, dann nach Montarcher. Dort konnte man Pilzen und Blaubeeren sammeln und dann, am Ende des Weges, aus dem Wald hinaus, der Ausblick auf Montarcher, die Häuser am Abhand, der Friedhof, der Rundgang mit seinen alten Steinmauern, richtige Kunstwerke und die Kapelle, von da aus der Ausblich aufs ganze Tal.

All die Jahre bin ich wieder nach Montarcher gegangen, später mit meinen Kindern, mit Freunden. Es war kein Pilgern, ich bin nicht religiös, es war mehr um mich zu vergewissern, dass es Montarcher immer noch gab, dass es den Verlauf der Zeit überdauerte. Ich habe mich gefreut, als ich später merkte, dass das Dorf wieder anfing zu leben, ohne seinen Charakter zu verlieren. Erst jetzt bin ich mir dessen bewußt geworden, dass dieses Dorf und die Wege, die dahinführen, in mir diesen Freiheitsdrang und Lebensfreude verankert haben, mir eine Kraft gegeben haben, die die zierlichen „Antennes Telluriques“ von dem Künstler Georges Bruchet, die ich sehr schön finde, gut zum Ausdruck bringen.

„Quo vadis?“ „Où vas-tu?“ Je ne me le suis pas demandé lorsque je suis partie début des années 70 pour Berlin. Je voulais partir. C‘est paradoxalement à Berlin, une ville à l‘époque enfermée dans un mur, que j‘ai trouvé la liberté de vie que je cherchais. Berlin, Hambourg, je suis restée et j‘ai trouvé un deuxième pays, l‘Allemagne, où je suis installée depuis bientôt 45 ans. Je n‘ai jamais eu ce qu‘on appelle „le mal du pays“, mais je suis revenue chaque année en France, à Chenereilles où mes parents ont fait construire en 68 une maison. Mais la vie à Chenereilles a commencé plus tôt pour moi, à partir de quatre ans, à l‘école du village où la sœur de mon père et son mari étaient instituteurs et où nous nous retrouvions l‘été en famille. Mes cousins m‘ont emmenée très tôt sur les chemins autour de Chenereilles, j‘ai joué avec les enfants du village. Puis le cercle s‘est élargi, nous avons beaucoup marche, c‘étaient plus tard les chemins à Marols, la Citre, puis Montarcher. Il y avait les champignons, les airelles que l‘on ramassait et, au bout du chemin, à la sortie de la forêt, Montarcher, les maisons accrochées sur les hauteurs, le cimetière, le chemin de ronde, ses murs de pierre, véritables œuvres d‘art et puis La Chapelle et la vue sur la vallée. Toutes ces années, je suis revenue, plus tard avec mes enfants, avec des amis. Ce n‘était pas un pélerinage, je ne suis pas religieuse, mais c‘etait comme m‘assurer que Montarcher existait encore et résistait au temps qui passe. Je me suis réjouie, bien sûr, de voir le village revivre, mais en gardant son caractère. C‘est seulement maintenant que je réalise que ce village et les chemins qui y mènent ont ancré en moi ce goût de la libete et la joie de vivre, une force que les „Antennes Telluriques“ de Georges Bruchet que je trouve très belles expriment fort bien.

Alle Fotos: Francoise Grimal