Und lacht…

1. Juli 2019  
Literatur  

Fanchon stand als Kind früh auf und schliefen ihre Eltern noch , lief sie weg…

Die Glocke vom Kirchturm ist gerade zur Ruhe gekommen. Durch den Vorhang bringt ein Sonnenstrahl den Staub zum Tanzen und fällt auf das große Bett. Sie sieht nur undeutlich unter der Decke die Konturen der beiden Körper. Irgendwo in der Ecke am Fenster summt eine Fliege, kämpft gegen die Fensterscheibe. Wach. Zu warm. Sie schiebt mit heftiger Bewegung die Decke zur Seite, die auf den Boden fällt. Augen zu. Trotz früher Stunde dringt schon Wärme in das abgedunkelte Zimmer hinein. Eine große Fliege ist sie mit schwarzblauen Flügeln und summt, summt … Es rührt sich nichts. Sie wirft die kurzen kräftigen Beine in die Luft, lässt sie auf das Bett fallen. Sie steht auf, zieht eine kurze Hose an, die Gummistiefel, die in der Ecke stehen. Sie schlafen. In die Küche fällt durchs Fenster ein grünes Licht, es ist kühl, etwas muffig. Auf den Fußspitzen kann sie gerade nach der Klinke von der Eingangstür greifen. Sie stemmt sich  gegen das raue Holz. Die Tür geht einen Spalt auf, schnappt hinter ihr zu. Sie setzt sich auf die Treppe. Durch den dünnen Stoff der Hose fühlt sich der Stein kalt an. Sie umarmt ihre Knie, auf die sie ihren Kopf zur Seite legt. Ein Vogel hüpft im Schulhof. Die Sonne beißt ihren Nacken. Hunger. Sie schlafen alle. Sie schaukelt hin und her, ein Wiegen, das immer heftiger wird und singt: „Il était un petit navire qui n’avait jamais navigué“ „Es war einmal ein kleines Schiff, das nie auf See gefahren war“. Die erste Fahrt und es hat es nicht geschafft … Ihr ist flau im Magen, ein leichtes Zittern überkommt sie. „Als alle Vorräte alle waren, haben sie den Schiffsjungen gegessen“…

Unten die Kälte vom Stein, oben die warme Sonne, es wird ihr schwindelig. Sie spring auf, läuft zur Treppe hin. Sie hüpft, rechtes Bein, Stufe, linkes Bein, Stufe und wieder, und wieder. Sie läuft jetzt, rutscht auf dem Kies etwas aus, an der Kirche vorbei. Magen gerutscht in die Beine. Schneller. Die Gummistiefel klatschen gegen die nackten Waden. Schneller. Die Siebenmeilenstiefel und der Riese hinter ihr her. Schneller. In der Kurve das kleine Haus. Sie steht plötzlich davor, kurz, breitbeinig, ein kleines, rundes, braunes Tier. Sie sitzen um den Tisch. Der Geruch von Kaffee und warmer Milch steigt ihr in der Nase. Der Sohn der Nachbarn sitzt auch da. Er schaut sie an, schiefer Blick von unten hinter den schwarzen Locken, das Lächeln schräg. Sie sieht die mageren Schultern, die plötzlich verkrampften Finger auf der Tischdecke. Sie wirft den Kopf hoch, setzt sich schnell auf den Stuhl neben ihm, greift nach dem langen Stück Brot, goldgelb unter Butter und Marmelade, beißt kräftig zu, streckt die Zunge heraus, die, spitz etwas Marmelade auffängt und … lacht.