Grenzenreise 3: Les mains d’or – Die Hände aus Gold

28. September 2017  
Literatur, Musik  

1973 wurde die letzte Steinkohlengrube in St. Etienne geschlossen. 1974 habe ich die Stadt und ihre Region verlassen und ein neues Leben angefangen … in Berlin. Erst jetzt wird mir bewusst, wie sehr mich die “schwarze Stadt“ geprägt hat, von der die beiden Lieder Bernard Lavilliers‘ handeln, die ich für das middenmang-Magazin übersetzt habe. Nach “Saint-Etienne” folgt hier “Les Mains d’or“. Originalaufnahmen dieser Lieder sind auf youtube verfügbar.

Am heutigen Park Puits Couriot im Westen des Zentrums von Saint-Étienne ist das“ Musée de la Mine“ das am besten erhaltene Zeugnis der blühenden Kohle-Industrie in Saint-Etienne . Der Bergbau trug früher als wichtiger Wirtschaftsfaktor zum Wohlstand von Saint-Etienne bei. Saint-Etienne ist das einzige Beispiel in Frankreich, wo der Bergbau innerhalb der Stadt selbst betrieben wurde. Es gab bis 192 Gruben und man trifft man in Saint-Étienne an allen Ecken und Enden immer noch Zeugen und Vermächtnisse der Bergwerks-Industrie und der Stahlindustrie.

Der Puits Couriot wurde 1913 in Betrieb genommen und diente bis 1973 rund 1500 Menschen als Arbeitsplatz. Bis zu 3.000 Tonnen Kohle täglich wurde damals aus dem Berg geschafft. Seit 2001 steht das rund 30 Hektar messende Gelände unter Denkmalschutz. Die Stollen und Maschinen von damals wurden restauriert und 1991 als Bergbau-Museum für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht .

Bernard Lavilliers hat 2001 das Lied „Les mains d’or“ in Erinnerung an die Arbeiter die mit der Krise in der Montanindustrie und der Stahlindustrie, mit der Schliessung der Baugruben ihre Arbeit verloren haben und deren Lebensperspektiven dadurch zerstört wurden.
Fanchon

Bernard Lavilliers

Les Mains d’or

Un grand soleil noir tourne sur la vallée

Cheminée muettes – portails verrouillés

Wagons immobiles – tours abandonnées

Plus de flamme orange dans le ciel mouillé

On dirait – la nuit – de vieux châteaux forts

Bouffés par les ronces – le gel et la mort

Un grand vent glacial fait grincer les dents

Monstre de métal qui va dérivant

J’voudrais travailler encore – travailler encore

Forger l’acier rouge avec mes mains d’or

Travailler encore – travailler encore

Acier rouge et mains d’or

Roter Stahl und Hände aus Gold

J’ai passé ma vie là – dans ce laminoir

Mes poumons – mon sang et mes colères noires

Horizons barrés là – les soleils très rares

Comme une tranchée rouge saignée sur l’espoir

On dirait – le soir – des navires de guerre

Battus par les vagues – rongés par la mer

Tombés sur le flan – giflés des marées

Vaincus par l’argent – les monstres d’acier

J’voudrais travailler encore – travailler encore

Forger l’acier rouge avec mes mains d’or

Travailler encore – travailler encore

J’peux plus exister là

J’peux plus habiter là

Je sers plus à rien – moi

Y a plus rien à faire

Quand je fais plus rien – moi

Je coûte moins cher – moi

Que quand je travaillais – moi

D’après les experts

J’me tuais à produire

Pour gagner des clous

C’est moi qui délire

Ou qui devient fou

J’peux plus exister là

J’peux plus habiter là

Je sers plus à rien – moi

Y a plus rien à faire

Je voudrais travailler encore – travailler encore

Forger l’acier rouge avec mes mains d’or

Travailler encore – travailler encore

Acier rouge et mains d’or…

Die Hände aus Gold

Eine große schwarze Sonne kreist über den Tal

Schornsteine stumm, Tore verriegelt

Eisenbahnwagen stehen still, verlassene Türme

Keine orange Flamme mehr an dem feuchten Himmel

Sehen aus- in der Nacht- wie alte Festungen

Von Dornbüschen zerfressen, Frost und Tod

Ein heftiger eisiger Wind zum Zähne Knirschen

Ungeheuer aus Metall treiben ab

Ich möchte arbeiten, weiter arbeiten

Den Stahl schmieden mit meinen Händen aus Gold

Weiter arbeiten, weiter arbeiten

Roter Stahl und Hände aus Gold

Ich habe mein Leben verbracht dort, in dieser Walzhütte

Meine Lungen – mein Blut und mein schwarzer Zorn

Gesperrte Horizonte dort, Sonne sehr selten

Wie ein blutiger Einschitt in der Hoffnung

Sie sehen aus – abends – wie Kriegsschiffe

Von den Wellen angegriffen, vom Meer zerfressen

Auf der Seite gestrandet – von Ebbe und Flut zerschlagen

Vom Geld besiegt – die Stahlungeheuer

Ich möchte arbeiten, weiter arbeiten

Den Stahl schmieden mit meinen Händen aus Gold

Weiter Arbeiten, weiter arbeiten

Roter Stahl und Hände aus Gold

Ich kann nicht mehr existieren dort

Ich kann nicht mehr leben dort

Ich bin zu nichts nutze

Es gibt nichts mehr zu tun

Wenn ich nichts mehr tue, ich,

Dann koste ich weniger,

Als wenn ich arbeitete

Sagen die Experten

Ich rackerte mich ab zum Produzieren

Und verdiente nichts

Ich phantasiere

Oder werde irre

Ich kann nicht mehr existieren dort

Ich kann nicht mehr wohnen dort

Ich bin zu nichts mehr nutze, ich

Es gibt nichts mehr zu tun

Ich möchte arbeiten – weiter arbeiten

Den roten Stahl schmieden mit meinen Händen aus Gold

Arbeiten, weiter arbeiten

Roter Stahl und Hände aus Gold