Einkaufen gehört schon von jeher nicht zu meinen Lieblingsbeschäftigungen. In Zeiten von Corona ist der Spaßfaktor aufgrund der Maskenpflicht noch geringer als ohnehin. Aber manchmal nutzt es ja nix. Also letzte Woche mit Maske und meiner Frau rein in den Supermarkt. Ich wollte einen bestimmten Quark kaufen, den ich schon lange nicht mehr gegessen habe, kaufen. Suchend fuhr ich mit meinem Rollstuhl durch die Gänge. Meine Frau war nicht in meiner Nähe, weil sie in anderen Gängen nach irgendwas suchte. Leider fand ich nicht das, was ich suchte und kaufte deswegen mehr andere Lebensmittel, als ich eigentlich wollte. Zum Glück war meine Frau dabei, denn sie konnte die ganzen gekauften Sachen ja zum Auto tragen. Als wir den Supermarkt verließen, lief eine ältere Dame an mir vorbei. Wir grüßten uns und ich machte mir keine weiteren Gedanken. Die ältere Dame drehte sich plötzlich um, kam auf mich zu und fragte mich, ob sie mich etwas fragen dürfe. Ich bejahte.
Sie beschrieb die Situation, dass sie mich im Supermarkt suchend durch die Gänge fahren sah. Sie war unsicher, ob ich Hilfe brauche, bzw. ob sie mir helfen kann. Im Laden hat sie sich nicht getraut mich anzusprechen.
Offensichtlich hat sie diese Frage so sehr beschäftigt, dass sie ihre Hemmschwelle überwand und mich draußen auf dem Parkplatz fragte. Mich hat das sehr gefreut. Ich finde solchen kurzen Begegnungen immer sehr schön.
Ich beantwortete ihr die Frage folgendermaßen: „In der Regel frage ich, wenn ich Hilfe im Supermarkt brauche. Heute war ich nicht alleine im Supermarkt, sondern mit meiner Frau. Manchmal bin ich aber auch allein unterwegs und dann freue ich mich, wenn mir Hilfe angeboten wird. Wenn Sie unsicher sind, finde ich es immer besser, wenn Sie mich direkt ansprechen. Ich kann dann immer noch selbst entscheiden, ob ich die Hilfe annehme oder nicht.“
Mit dieser Antwort habe die ältere Dame leider doch noch mehr verunsichert, denn sie sagte: „Oh, dann mache ich es beim nächsten Mal besser und frage gleich.“ Ich versuchte ihr das Gefühl zu vermitteln, dass sie nichts falsch gemacht hätte und fragte mich gleichzeitig, wie sie darauf kam, dass sie etwas falsch gemacht hätte. Sie bedankte sich bei mir und wir verabschiedeten uns, indem wir uns einen schönen Tag wünschten. Mir zeigen solche Begegnungen immer, wie wichtig es ist, ins Gespräch zu kommen, um Unsicherheiten und Hemmschwellen abzubauen.
Frau Evelyn Schön berät Menschen mit Behinderung online und offline mit der Methode “Peer Counseling”. http://www.seminarwerkstatt-evelyn-schoen.com