Wer sich für Barmbek-Süd interessiert – oder auch für das Zusammenleben in ähnlich strukturierten Stadtteilen – erhält zur Zeit täglich neue Einblicke auf der Website “Leben in Barmbek-Süd”, die seit kurzem auf der Internet-Plattform Instagram zu finden ist.
Da ist zum Beispiel ein Foto des Apothekers aus der Nordsee-Apotheke, darunter in deutsch und englisch der Text:
„Joachim kommt aus Hamburg und ist Inhaber der Nordsee-Apotheke. Er arbeitet seit 24 Jahren als Apotheker und wurde im Laufe dieser Zeit mit etlichen Herausforderungen, wie zum Beispiel dem steigenden Druck und den zunehmenden Vorschriften der Krankenversicherungen und Pharmaunternehmen, konfrontiert. Doch er liebt seine Arbeit und seine Apotheke in Barmbek-Süd und erzählt uns, dass ihm besonders die bodenständigen Bewohner hier und der äußerst respektvolle Umgang miteinander gefällt. Was er sich für diesen Stadtteil und dessen Gemeinde wünscht, ist dass ein vielfältigeres Angebot verschiedener Gesundheitsdienste und Ärzte gewährleistet wird.“
Verantwortlich für dieses und 21 andere Portraits ist die griechische Stipendiatin Mare Spandoudaki (im Foto rechts beim Interview mit Bettina aus dem Kreativikum Eilbek), die in Zusammenarbeit mit dem Kulturpunkt Barmbek Basch Ladenbesitzer*innen und Mitarbeiter*innen kultureller Einrichtungen in Barmbek-Süd forografiert und interviewt hat.
„Ich habe gehört, dass dies ursprünglich ein Arbeiterstadtteil war“, erzählt sie dem middemang-magazin. „Mich interessierte, wie sich der Stadtteil verändert hat, wie das Gemeinwesen heute funktioniert.“ Sie sei beeindruckt, wie offen die Menschen ihre Geschichten teilen. Auch die zugewanderten Ladenbesitzer, mit denen sie gesprochen habe, fühlten sich alle willkommen. Die Veränderungen gegenüber früheren Zeiten würden mit gemischten Gefühlen aufgenommen. Eine alteingesessene Friseurin habe ihr erzählt, dass die Beziehungen im Stadtteil vor 20 Jahren enger und familiärer gewesen seien und die jungen Leute heute nicht mehr so ein Interesse an direktem Austausch hätten. Auf der anderen Seite hätte ihr Geschäft aber durch das Internet jede Menge neuer Kunden gewonnen.
Für das middenmang-magazin hat Mare ihr Projekt so beschrieben:
“’Leben in Barmbek-Süd’ ist ein Projekt auf der Social Media-Plattform Instagram, in dessen Mittelpunkt die Geschichten und Erinnerungen der Einwohner dieses Stadtteils stehen. Es beinhaltet Fotos und kurze Texte von 22 Menschen, die hier leben und arbeiten.
Barmbek-Süd ist ein Stadtteil mit einer bunten Mischung kleiner, unabhängiger Läden und Kulturzentren, die eine wichtige, aber unterschätze Rolle für den Zusammenhalt des Gemeinwesen spielen. Das Projekt nutzt Instagram als ein Kommunikationsmittel, damit das soziale und kulturelle Leben dieses Gebietes sowohl im lokalen Umfeld als auch in der Online-Community bekannter werden.
Mit Unterstützung der Übersetzerin Lara McMahon habe ich die 22 Teilnehmer getroffen und fotografiert und ihnen so die Möglichkeit gegeben, ihre Persönlichkeiten und Ideen darzustellen, ihre Wünsche für das Zusammenlebe in der Nachbarschaft mitzuteilen und in einem größeren Kontext wahrgenommen zu werden. Das Ziel des Projekt ist es, den Zusammenhalt im Stadtteil zu stärken und zu befördern – nicht nur in Barmbek-Süd, sondern überall in der Welt.”
Nach Abschluss ihres Aufenthaltes in Deutschland will Mare ihre Erfahrungen aus Barmbek für ein ähnliches Projekt in Athen nutzen.
Das Projekt wird realisiert mit der Unterstützung vom START – Create Cultural Change Programm – einer Kooperation vom Goethe Institut Thessaloniki mit der Bundesvereinigung soziokultureller Zentren.
“Life in Barmbek-Süd is an instagram project focused on the stor(i)es and memories of Hamburg’s suburb Barmbek-Süd, and includes photographs and short texts directly associated to 22 people who live and work there.
Barmbek-Süd is a residential area with a variety of little independent shops and cultural centres, which play an integral but undervalued role in the local community building. In this case Instagram is used as a communication tool with which locals and the online community can discover the social and cultural life of the area, witness the benefits of being active within a community as well as appreciate the significance of preserving it.
With the help of the interpreter Lara McMahon, I met and photographed the 22 of the participants and also gave them the opportunity to bring their personalities and ideas into view, to share their desires regarding their neighborhood and to be heard in a wider context. The aim of the project is to inspire stronger community bonds and mobilisation, not only in Barmbek-Süd, but throughout the world.
The project is a collaboration between myself and Kulturpunkt im Barmbek-Basch. It is realised with the support of START – Create Cultural Change program conducted in cooperation with the Goethe Institut Thessaloniki and the German Association of Sociocultural Centers, supported by the John S. Latsis Public Benefit Foundation and the Bodossaki Foundation.”
Mare Spanoudaki