Kunst unterwegs – Impressionen der Aktion aus dem Stadtteil

3. Juli 2025   julia boyne
Aus dem Stadtteil, Kunst  

Es ist Mittwoch, der 2.07.25 kurz vor 14 Uhr und ich besteige zum ersten Mal das vollgepackte Lastenrad des Kulturpunktes und düse zum ersten Standort.

Ich bin aufgeregt und frage mich, was passiert, wer kommen wird, ob der Aufbau klappt, es schön aussieht, mein Aktion überhaupt Interesse weckt und ob Menschen Lust haben, mit mir gemeinsam ein bisschen kreativ zu werden – einfach so, zwischendurch, im Alltag, beim Vorbeigehen und im Hinblicken.

Der erste Ort liegt am Eilbekkanal/Ecke Von-Essen-Straße und ich platziere mich unter einem Baum. Da es heute wirklich sehr heiß ist, bringt diese Position etwas wohltuenden Schatten und sorgt für eine einladende Atmosphäre. Menschen gehen vorbei, heben kurz ihren Blick, schauen verwundert, lesen die Worte auf meiner Wimpelkette, manche lächeln, verlangsamen sogar den Schritt. Manche wirken so als ob sie kurz davor sind, stehen zu bleiben – und ziehen dann doch weiter. Aber ich werde immerhin wahrgenommen!

Ein Bewohner bleibt stehen und spricht mich an, ich erzähle ihm von meinem Angebot, mit Menschen draußen zusammen Kunst zu machen. Er reagiert sehr erfreut und bestärkt mich in der Idee. Es sei wichtig, dass die Menschen im Viertel untereinander in Kontakt kämen und er wünsche sich das in seinem Alltag viel mehr, daher schätze er solche Aktionen wie meine. Eine wunderbare Bestärkung – vielen Dank!

Dann ziehe ich weiter, alles schnell verpackt, rattert und poltert das Rad zügig mit mir in Richtung Osterbekkanal/Ecke Käthnerort. Hier sind auch trotz 35 Grad Menschen unterwegs und beobachten interessiert meinen zweiten Aufbau. Ich komme wieder ins Gespräch, erhalte Zuspruch und knüpfe Kontakte für mögliche weitere kreative Momente durch die Aktion „Kunst unterwegs“.

Die dritte Station macht mir besonders viel Freude. Schon von weitem höre ich Kinderstimmen und wildes Getümmel im Biedermannpark. Der neue Wasserspielplatz ist an diesem Hitzetag ein besonderer Ort der städtischen Vergnügung und zieht hunderte Kinder mit ihren Eltern an. Es wird wild geplantscht, geschaufelt, geklettert und gerutscht. Ich platziere das Lastenrad etwas am Rand im Schatten und baue langsam auf, lege eine Malplane aus, stelle kleine Hocker bereit und erfreue mich hierbei bereits selber an den vielfältigen Materialien, die ich eingepackt habe. Während ich dann zeichnend dort verweile, werde ich neugierig beäugt. Die Kinder scheinen vorsichtig ihre Kreise um das Kunstrad zu ziehen und dann kommt endlich die erhoffte Frage: „Was machst du da?“ Ich juchze innerlich und erzähle, warum ich hier stehe und lade sie ein, mit mir Kunst zu machen. Viele Kinder folgen nach und nach dem Beispiel und es wird emsig gezeichnet, gemalt, gekritzelt, erzählt und künstlerisch fachgesimpelt sowie am Ende stolz das eigene Bild oder die verschiedenen eigenen Werke präsentiert und als Erinnerung mitgenommen. Als ich abbaue und zur Heimfahrt aufbreche, bin ich glücklich über so viel Freude am kreativen Tun und darüber, dass ich eigentlich hätte noch viel länger bleiben können! Wunderbar!