„Free Flores“ heißt übersetzt so viel wie: Freie Pflanzen – Blüten der Freiheit.
Ein Bericht von unserem FREE FLORES Workshop über Erinnerung, Natur und Filmvermittlung: Welche Pflanze aus deiner Heimat und deiner Kindheit erinnerst Du? Welche filmische Form können wir dazu finden? Im lebendigen Austausch und künstlerischem Dialog entstanden drei tolle kurze Film Essays mit den teilnehmenden jungen Erwachsenen.
Ästhetische Medienkultur und Naturerfahrung verknüpft mit Elemente von Poesie, performative Parcours, Zeichnung und Sprachübungen – in einem interdisziplinären und partizipativen Ansatz entstanden innerhalb des Workshops verschiedene kurze Filme – über einen immergrünen Baum, eine Getreideart und eine Frucht aus der Kindheit.
Der Free Flores Workshop wurde im Mai 2024 in den Ferien für junge Menschen mit Fluchtgeschichte realisiert. Im Workshop FREEFLORES wurden sowohl Aspekte von Stadtnatur und Botanik als auch praktische Ansätze der Medienkunst und Performance Elemente eingebunden. Themen des Workshops waren Umwelt, Ökosysteme und Pflanzen im Urbanen in Verbindung mit Fragen nach Freiheit (neues Leben), Erinnerung (altes Leben) und Natur in der Stadt Hamburg. Bäume wurden Metaphern für Verlust, Erinnerung und Neuanfang und ermöglichten eine Auseinandersetzung mit den Erfahrungen eines Neuanfang und den Erinnerungen an ein altes Leben.
Es haben 3 – 5 Teilnehmerinnen am Workshop teilgenommen (Anmeldungen von Interessierten gab es im Vorfeld mehr) und aufgrund der kleinen, sehr engagierten Gruppe – gab es eine intensive Betreuung durch die Kursleitungen und es sind drei sehr individuelle kurze Filme zum Thema entstanden.
Zum Beispiel ein Filmessay über den Wind im Weizen, über eine unbekannte Pflanze der Kindheit und ein Filmgedicht inspiriert von dem berühmten persischen Dichter Rumi. Beeindruckt hat uns die Individualität und Besonderheit jeder Filmidee.
Zu Beginn des Workshops, nach einer Vorstellungsrunde, zeigten die Kursleitung und Projektleitung Arbeitsbeispiele aus ihrer eigenen künstlerischen Praxis. Die Teilnehmer stellten sich ebenfalls vor und erläuterten anschließend ihre Beweggründe für den Workshop.
Wir diskutieren, um ihren persönlichen Bezug zum Thema (Themen) und ihre Erfahrungen im Bereich Film und Kunst, besser kennenzulernen. Als nächstes hatten wir sie gebeten, eine Pflanze oder einen Baum aus ihrem Land in Betracht zu ziehen, die sie mit nach Deutschland bringen würden.
Die teilnehmenden jungen Erwachsenen hatten Zeit bekommen, um ihre Gedanken auf das Papier zu bringen. Sie formulierten ihre Ideen in kurzen Texten, ähnlich einem Exposee, die Texte wurden sehr poetisch und zwei von den drei Teilnehmern schrieben ihre Texte in ihrer Muttersprache – Dari und Kurdisch.
Ein Teilnehmer schrieb seinen Text auf deutsch- und übersetzte ebenfalls später, für eines der anderen Projekte, auf deutsch. Da zwei Kursleiterinnen die Texte verstehen konnten, aufgrund ihrer eigenen Muttersprache, sahen sie das Potenzial an der spezifischen Schreibweise und Ausdrucksweise.
Ein Teilnehmer erinnerte sich an eine Pflanze, die er in seiner Kindheit mit seinen Freunden gesucht hatte, um das Innere der Pflanze zu essen. Er konnte sich an ihren Namen nicht erinnern, aber seine Freude daran, die Geschichte zu erzählen, war sehr berührend.
Die Zwei anderen erzählen jeweils eine sehr beeindruckende Erzählweise von Kiefer und Weizen, die sie gerne mitgenommen hätten. Die immergrüne Kiefer, die für einen Teilnehmer Symbole von Beständigkeit, Kontinuität, aber auch Ehre und Selbstbewusstsein trägt, wie er selber sagte “ Der Kiefer bleibt bei jedem Wetter (in allem Umstände) immer Grün.” – Inspiriert von einem Gedicht des persischen Dichters Rumi (Malawi).
Der Weizen war für den anderen Teilnehmer ein Zeichen des Zusammenhalts und der Gemeinschaften, wie sie zusammen harmonieren und im Wind tanzen. Er wollte seine Geschichte mit Bewegung und Körper verbinden, da es bereits Vorerfahrung im Parcours gab.
Dadurch, dass die Texte in Originalsprache aufschlussreich waren und schöne Klänge in sich hatten, wurden bei den entstandenen Videos die Muttersprache erhalten und mit Teilnehmer andere Formen gefunden, um die Inhalte für deutschsprachige Zuschauer*innen zugänglich zu machen.
Es wurden Untertitel, aber auch Auditive Übersetzungen verwendet. Dadurch konnten die Teilnehmenden jeweils ebenfalls lernen, wie beim Film Schneiden Untertitel gemacht, aber auch wie Tonaufnahmen eingesetzt werden können, so dass für beide Sprachen gleichermaßen Platz einzuräumen ist.
Schon am ersten Tag übte ein Teilnehmer seinen Text vor der Kamera und wir probierten verschiedene filmische Bildsprachen. Zuhause übten sie weiter für den nächsten Tag.
Am zweiten Tag erklärten wir den Teilnehmenden den Umgang mit Kamera und Audiorecorder und verbrachten den Rest der Zeit mit Filmen und Aufnahmen. Da die Teilnehmer nicht sehr viele waren, gab es dadurch die Möglichkeit, einzeln und intensiver mit ihren Ideen verschiedenes auszuprobieren. Schon am zweiten Tag dadurch, dass die Texte schon sehr ausformuliert waren, konnten wir die Tonaufnahmen ausprobieren und aufnehmen. Schon sehr bald entstanden auch Bildsequenzen. Um somit prozesshaft und experimentell arbeiten zu können. Die Teilnehmenden wechseln sich beim Filmen, Aufnehmen und Schauspielern ab. Wir gingen für eine Reihe von Sequenzen nach draußen und filmten im Grünen. Ein Teilnehmer hatte bereits viel Erfahrung mit der Sportart Parcours und entwickelte deshalb Szene mit Parcours Elementen im Park.
Im weiteren Verlauf der Workshoptage können wir die kurzen Filme gemeinsam schneiden und falls einige Aufnahmen noch nicht ganz gelungen waren, oder Unzufriedenheit erzeugten, wurde diese erneut aufgenommen.
Film Schnitt, Einführung in die Schnitt-Technik und Anleitung beim Filmschnitt waren wichtiger Teil der Vermittlung. Die Teilnehmer haben erfahren, wie das Schnittprogramm funktioniert und wie Filmschnitt im Film einsetzt werden kann, dass der Schnitt fließend ist und wie die Sprache, die separat aufgenommen worden ist auf das Bild passen kann, und z.B. an Welche Stelle sollen welche Sätze gesprochen werden.
Ein Highlight für die Teilnehmenden war, dass wir am Ende gemeinsam Pizza bestellten, dies hat die Teilnehmenden noch sehr motiviert auf den letzten Metern und führte zu einem schönen persönlichen Abschluss.
Es fanden identitätsstärkende Erfahrungen statt, alle Teilnehmenden waren glücklich über die intensive Betreuung, über das Anerkennen und Umsetzen ihrer Ideen und mit neuem Selbstvertrauen und Kenntnissen konnten sie jeweils einen eigenen kurzen und persönlichen Videoessay fertigstellen.
Ein Text von Samira Alizahghanad (Kursleitung) und Nilofar Rezai (Kursleitung) und Vanessa Nica Mueller (Projektleitung, Konzeption)
Danke an Ahmad, Mohammad und Alex und den Rest der Gruppe für ihre Ideen und kreativen Umsetzungen !
Free Flores ist ein Medienprojekt des Kulturpunkt im Basch e.V., gefördert durch gefördert durch die Freie und Hansestadt Hamburg, Bezirksamt Hamburg – Nord
Der Wind im Weizen (zweisprachig)
Die unbekannte Pflanze der Kindheit
Die immergrüne Kiefer