Ich bin Merle, ich bin 34 Jahre alt und leben mit meinem vier Monate alten Sohn in der Neustadt. Von Beruf bin ich Lehrerin. Zurzeit bin ich in Elternzeit.
Mein Zuhause bedeutet für mich Rückzugsort, Sicherheit und ein Ort, wo ich sein kann wie ich bin. Ein Ort, an dem ich Entscheidungen treffe, wie ich mich einrichten möchte, was mir dabei wichtig und nicht wichtig ist. Es ist auch ein Ort der Gemeinschaft, zu dem ich Freunde zu kulinarischen Köstlichkeiten einlade, Spielabende veranstalte oder Übernachtungsbesuch zu Gast habe.
Ich bin mit Beginn meines Studiums der Kunsttherapie in Ottersberg in die Neustadt gezogen. Ottersberg liegt in der Nähe von Bremen. Dort bin ich täglich hin gependelt und daher wollte ich nah am Hauptbahnhof wohnen. Ich kannte diesen Stadtteil bis dato kaum. Die Wohnung habe ich über die Genossenschaftsanteile meiner Oma bekommen. Mittlerweile wohne ich hier seit 13 Jahren und liebe meine Wohnung sehr. Es ist eine kleine Zweizimmerwohnung mit 45 Quadratmetern. In die Küche passt eine kleine Bank und so ist es eine kleine gemütliche Wohnküche. Die beiden Zimmer haben eine gute Größe von jeweils 15 Quadratmetern. Zurzeit nutze ich ein Zimmer als Schlafzimmer und ein Zimmer als Wohnzimmer. Perspektivisch wird mein Kind ein eigenes Zimmer bekommen.
Mir gefällt besonders gut, dass es sich um eine Genossenschaftswohnung handelt. Die Genossenschaft ist immer gut zu erreichen und sehr bemüht und die Wohnung ist sehr preiswert – während um mich herum alle Wohnungen immer teurer werden. So kann ich mir diese Wohnung mit einem Gehalt bzw. Elterngeld leisten. Außerdem gefällt mir die Lage. Obwohl wir sehr zentral wohnen, fährt direkt vor meiner Tür kein Auto, denn dort ist nur ein Fußgängerbereich und die Straße um die Ecke ist eine kleine Sackgasse. Außerdem haben wir einen wunderbar grünen Hinterhof, der wild bewachsen ist. Der Mäusebussard dreht dort seine Runden und die Eichhörnchen hüpfen gerne auf meinem Balkon. Im Sommer kann man sich dort auf die Wiese legen. Für mich ist diese Wohnung ein Juwel mitten in der Stadt.
Außerdem gefällt mir meine Nachbarschaft sehr gut – nicht nur in meinem Haus sondern auch in den umliegenden Häusern. Manche der Nachbarn in den Souterrainwohnungen haben keinen Balkon oder Terrasse und sind daher oft vor ihrer Tür anzutreffen. So kommt es oft zu netten Gesprächen und ich empfinde das Miteinander hier als sehr liebevoll, sodass ich mich überhaupt nicht allein fühle.
Als herausfordernd finde ich immer mehr die eher kleine Größe, denn zukünftig möchte ich ein eigenes Zimmer für mein Kind. Auch in der Vergangenheit hat mir manchmal ein Arbeitszimmer gefehlt, sodass mein Schulkram meistens auf dem Wohnzimmertisch liegt. Das erfordert meist diszipliniertes Aufräumen, bevor der nächste Besuch kommt.
Bis vor kurzem habe ich hier noch mit meiner Exfrau zusammengewohnt und als Paar konnten wir uns diese Wohnung gut teilen. Schwierig wird es diese Wohnung z.B. als WG zu nutzen. Eine Zeitlang lebte ein Freund mit mir hier und dann hatte ich eben nur mein Schlafzimmer als Rückzugsmöglichkeit und die Küche als Gemeinschaftsraum. Daran musste ich mich erstmal gewöhnen und man muss gute Absprachen finden, weil wir Menschen oft unterschiedliche Bedürfnisse hinsichtlich Ordnung und Sauberkeit haben.
Das Haus ist aus den 30iger Jahren und dementsprechend alt. In der Küche und im Wohnzimmer sind Risse in der Wand und im Wohnzimmer bildet sich schnell Schimmel, wenn ich nicht rechtzeitig ausreichend lüfte. Das ist besonders schwierig mit Baby.
Für die Zukunft wünsche ich mir etwas mehr Platz. Aber auch nicht zu viel, schließlich muss es ja auch alles sauber gehalten werden! Ich habe mir Gedanken zum Thema Mehr-Generationen-Wohnen gemacht. Generell finde ich soziale Gemeinschaftswohnprojekte sehr reizvoll mit gemeinsamen Garten, Festen und Treffen. Gleichzeitig sehe ich auch, dass diese Verpflichtungen eine Belastung sein können. Auch habe ich Sorge, dass das Miteinander nicht gelingt, wenn die Vorstellungen und Lebensweise zu unterschiedlich sind. Ansonsten kann ich mir gut vorstellen später wieder als Kleinfamilie mit einer Partnerin zusammen zu leben.
Bezahlbaren Wohnraum! Nicht mehr so viel leerstehende Büroräume und Büroneubauten, in denen dann zwar Platz z.B. für ein tolles Yogastudio ist, aber ich würde mir dort mehr Wohnraum für Menschen wünschen. Außerdem bin ich ein großer Fan von Genossenschaften. Davon müsste es eigentlich viel mehr geben und ich rate auch immer suchenden Personen sich dort zu registrieren. Manchmal bekommt man zunächst Wohnungen in eher unbeliebteren Gegenden angeboten, aber nach einer bestimmten Zeit, kann man sich auch auf Wohnungen an anderen Standorten bewerben und hat als langjähriges Mitglied der Genossenschaft dann Vorrang bei der Vergabe der Wohnung.
Von der Gesellschaft wünsche ich mir ein nettes Miteinander, in dem man sich z.B. gegenseitig die Bohrmaschine oder ähnliches ausleihen kann.