Ungleiche Bezahlung, Altersarmut, Mental Load und fehlende Kita-Plätze: Viel wird diskutiert über die Rolle von Frauen und Müttern in der Wirtschaft. In unserer Serie “Zwischen Care- und Lohnarbeit” lassen wir berufstätige Mütter zu Wort kommen. Anhand von sechs Fragen erzählen sie von ihrem Wiedereinstieg in den Job, dem Alltag zwischen Care- und Lohnarbeit und wie sie mit Herausforderungen umgehen.
Ich bin 35 und lebe mit meinem Mann und unseren beiden Kindern am Rande von Hamburg. Meine Tochter ist 4,5 und mein Sohn 15 Monate. Beide sind mit 13 Monaten in die Kita gekommen. Ich arbeite im Qualitätsmanagement in der Lebensmittelindustrie und bin gerade wieder mit 20h/Woche eingestiegen. Nach meiner ersten Elternzeit habe ich auch erst 20h gearbeitet und später 25h.
Ich hab bei beiden Kindern 2 Jahre Elternzeit genommen und dann in der Elternzeit in Teilzeit wieder angefangen. So ist man einfach flexibler und hat nur Vorteile. Bei meiner Großen hatten wir erst keinen Kitaplatz, aber nach einigem herum telefonieren konnte sie noch nachrücken. Das war allerdings alles mitten im Corona-Lockdown und so fand mein Wiedereinstieg zu 100% im Home Office statt. Das war sehr schwer für mich. Viele Kollegen hatten nicht auf dem Schirm, dass ich wieder da bin, ich habe mich allein und nicht gut „mitgenommen“ gefühlt. Mir fiel es sehr schwer unter den Umständen wieder in ins Berufsleben einzusteigen. Ich hatte damals auch kurz vor meiner Schwangerschaft noch weitere Tätigkeitsbereiche dazu bekommen und es fiel mir schwer, mich an alles zu erinnern.
Vor wenigen Wochen, bei meinem zweiten Wiedereinstieg, war alles viel besser. Ich bin zu 100% vor Ort, bin super schnell wieder in alle Themen reingekommen und bis auf meine Passwörter funktioniert mein Gedächtnis auch noch sehr gut. 🙂
Die Kollegen in meiner Abteilung sind meist zwischen 6 und 16 Uhr da und in diese Zeit sollte ich meine Arbeitszeit möglichst auch legen. Ich kann auch mal von zu Hause arbeiten, mache ich aber aktuell noch nicht. Ich habe wenig feste Termine, sondern kann mir meinen Tag recht frei einteilen. Die meiste Zeit sitze ich am PC.
Ich hole die Kinder jeden Tag um 15 Uhr ab. An manchen Tagen komme ich dann direkt von der Arbeit, an manchen Tagen war ich schon kurz zu Hause. Ich versuche möglichst größere Einkäufe oder die Wäsche ohne Kinder zu schaffen. Nach der Kita begleiten mein Sohn und ich meine Tochter zu ihrem Nachmittagsprogramm (Turnen, Schwimmen, Freunde treffen) oder wir machen es uns zu dritt zuhause gemütlich, bis mein Mann pünktlich zum Abendbrot gegen 18:15 Uhr nach Hause kommt.
Wenn meine Kinder krank sind, melde ich mich meist „Kind-krank“. Da die Lohnersatzzahlungen gedeckelt sind, würde mein Mann ziemlich viel „Verlust“ machen und es lohnt sich für uns finanziell einfach nicht, wenn er zuhause bleibt. Wenn es nur einzelne Tage sind, kann ich dies auch mit Überstunden ausgleichen, aber die muss ich ja auch irgendwann ansammeln. Theoretisch könnte ich von zuhause arbeiten, da aber beide Kinder noch relativ klein sind, klappt es zuhause nicht wenn eins der Kinder da ist. Beide brauchen noch sehr viel „Betreuung“, egal ob krank oder fit.
Meine Arbeit kann in dringenden Fällen von einer Kollegin übernommen werden oder bleibt einfach liegen. Ich mache mir schon Gedanken, wenn ich nicht arbeiten kann, bin aber schon entspannter geworden. Gesundheit ist so ein wichtiges Gut!
Wir bekommen leider kaum Unterstützung von unseren Familien, insbesondere nicht, wenn Krankheiten im Haus sind. Zum Glück habe ich ein gutes Immunsystem und bin selten so krank, dass gar nichts mehr geht. Mein Mann würde sonst mehr von der Care-Arbeit übernehmen und unsere Große könnte auch nachmittags zu Freunden. Babysitter haben wir keine.
Ich möchte meine Kinder so kurz wie möglich in der Kita lassen, aber zusätzlich zur Lohnarbeit fallen ja auch noch viele Sachen, wie Einkaufen, Putzen, Gartenarbeit etc. an, was auch noch gemacht werden muss und mit den Kindern zusammen einfach nicht wirklich gut klappt. Ich muss meine neue Routine noch finden, merke aber, dass ich mit 2 Kindern und 20h arbeiten schon am Limit bin. Zeit für mich bleibt kaum.
Ich träume manchmal auch von neuen Herausforderungen, von einer Führungsposition oder sonst etwas, aber das muss definitiv noch warten.
Ich denke, es muss jede Mutter wissen, ob und wann sie wieder arbeiten möchte. Ich brauche für mich auch etwas Abwechslung vom „Mama-Alltag“, etwas was mich intellektuell fordert und etwas was ich „alleine“ machen kann. Ich bin, gerade jetzt am Anfang, froh, wieder im alten Job zu sein und nichts neues machen zu müssen. Ich kenne alles, bin gefordert, aber nicht überfordert.
Ich genieße es wieder zu arbeiten und ich genieße es Mutter zu sein. Teilzeitarbeit ist für mich das perfekte Modell.
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